Fotos der G8-Demonstrationen von Gordon Welters in der Waschbar
Von Christoph Henkel
In neuem Glanz erstrahlt die Waschbar seit Anfang dieses Jahres. Doch nicht nur frische Farbe wurde aufgelegt und die Bar neu dekoriert, seit dem Wochenende veredeln Bilder des Fotografen Gordon Welters die Wände.
Im Sommer 2007 war Welters‘ Fotoapparat im Dauereinsatz. Er dokumentierte die Demonstrationen in Potsdam, Berlin und Hamburg, die im Vorfeld des G8-Gipfels stattfanden. Dann ging es nach Bad Doberan, dessen Stadtteil Heiligendamm durch die Ankunft von acht der mächtigsten Regierungschefs internationale Bekanntheit erlangte. „Zehn Tage, wenig Schlaf, unzählige Filme“, fasst Welters zusammen. Bilder gab es überall, aber Welters wollte mehr einfangen, als nur die abgestandenen Motive, die auch Hunderte anderer Fotografen festhielten. Welters ist nicht krampfhaft auf der Suche nach Motiven. „Bilder gibt es genug, die Kunst besteht darin, den richtigen Moment, die perfekte Einstellung abzupassen. Ein Film ist etwas völlig anderes, da gibt es Schwenks, Zoom und ähnliches. Bei einem Foto aber muss alles stimmen. Jedes Detail im Foto muss seine Bedeutung haben.“
Mit diesem perfektionistischen Ansatz zog er durch die Demonstranten, die Polizeitrupps und entlang des Zauns, der den rund 80 000 Demonstranten den Zugang nach Heiligendamm versperrte. Er ist nicht einer der Fotografen, die schon mit vorgefertigten Bildern im Kopf anreisen und dann den Auslöser im Dauerfeuer betätigen, in der Hoffnung, verwertbare Fotos dabei zu haben. Vielmehr ist er ein ästhetischer Perfektionist, der lieber ein Foto weniger, dafür mit mehr Aussagekraft, schießt.
Dabei ist natürlich gerade bei Demonstrationen die Situation des Fotografen zwischen den Fronten eine schwierige. Wertfrei kann Fotojournalismus sowieso nicht sein. Schon das Rahmen der großen Szenerie ist schließlich eine bewusst-subjektive Entscheidung. Dennoch versucht Welters seine persönliche Wertung zumindest zu minimieren. Prinzipiell lehnt er unsinnige Gewalt, sei es von Demonstranten oder Polizisten, ab, doch Sympathien für die Demonstranten und ihr Anliegen kann man den Bildern nicht absprechen. Schon die Gegensätzlichkeiten in der Bildsprache sprechen für sich: Während sich auf der Wiese ein Pärchen küsst, kommt im Hintergrund ein wuchtiger Wasserwerfer zum Einsatz. Doch auch bei diesem, auf den ersten Blick etwas plakativen Foto, wird der Betrachter durch die intelligente Bildsprache gefesselt. Denn Welters will durch seine Fotografie keine Feindbilder erstellen. Vielmehr spricht er von „intelligenten Seelenbildern“, in denen mehr dargestellt werden soll, als nur eine Situation. Die Menschen stehen im Mittelpunkt und dabei kann ein verletzter Demonstrant genauso Mitleid erwecken, wie ein Polizist, der im Regencape im hohen Gras Wache schieben muss.
Aber auch surreale Szenen hält Welters mit präzisem Blick und hohem ästhetischen Anspruch fest. Seien es zwei Mädchen, die am Wegesrand Seifenblasen in den Himmel pusten oder ein verdutztes Paar in Bademontur, das den Demonstranten-Block vom Strand beobachtet. Welters bewegt sich abseits der Klischees und haucht dem Thema eine angenehme Frische ein.
Zu sehen bis Ende Februar in der Waschbar, Geschwister-Scholl-Straße 82.
Quelle: http://archiv.tagesspiegel.de/
Im Sommer 2007 war Welters‘ Fotoapparat im Dauereinsatz. Er dokumentierte die Demonstrationen in Potsdam, Berlin und Hamburg, die im Vorfeld des G8-Gipfels stattfanden. Dann ging es nach Bad Doberan, dessen Stadtteil Heiligendamm durch die Ankunft von acht der mächtigsten Regierungschefs internationale Bekanntheit erlangte. „Zehn Tage, wenig Schlaf, unzählige Filme“, fasst Welters zusammen. Bilder gab es überall, aber Welters wollte mehr einfangen, als nur die abgestandenen Motive, die auch Hunderte anderer Fotografen festhielten. Welters ist nicht krampfhaft auf der Suche nach Motiven. „Bilder gibt es genug, die Kunst besteht darin, den richtigen Moment, die perfekte Einstellung abzupassen. Ein Film ist etwas völlig anderes, da gibt es Schwenks, Zoom und ähnliches. Bei einem Foto aber muss alles stimmen. Jedes Detail im Foto muss seine Bedeutung haben.“
Mit diesem perfektionistischen Ansatz zog er durch die Demonstranten, die Polizeitrupps und entlang des Zauns, der den rund 80 000 Demonstranten den Zugang nach Heiligendamm versperrte. Er ist nicht einer der Fotografen, die schon mit vorgefertigten Bildern im Kopf anreisen und dann den Auslöser im Dauerfeuer betätigen, in der Hoffnung, verwertbare Fotos dabei zu haben. Vielmehr ist er ein ästhetischer Perfektionist, der lieber ein Foto weniger, dafür mit mehr Aussagekraft, schießt.
Dabei ist natürlich gerade bei Demonstrationen die Situation des Fotografen zwischen den Fronten eine schwierige. Wertfrei kann Fotojournalismus sowieso nicht sein. Schon das Rahmen der großen Szenerie ist schließlich eine bewusst-subjektive Entscheidung. Dennoch versucht Welters seine persönliche Wertung zumindest zu minimieren. Prinzipiell lehnt er unsinnige Gewalt, sei es von Demonstranten oder Polizisten, ab, doch Sympathien für die Demonstranten und ihr Anliegen kann man den Bildern nicht absprechen. Schon die Gegensätzlichkeiten in der Bildsprache sprechen für sich: Während sich auf der Wiese ein Pärchen küsst, kommt im Hintergrund ein wuchtiger Wasserwerfer zum Einsatz. Doch auch bei diesem, auf den ersten Blick etwas plakativen Foto, wird der Betrachter durch die intelligente Bildsprache gefesselt. Denn Welters will durch seine Fotografie keine Feindbilder erstellen. Vielmehr spricht er von „intelligenten Seelenbildern“, in denen mehr dargestellt werden soll, als nur eine Situation. Die Menschen stehen im Mittelpunkt und dabei kann ein verletzter Demonstrant genauso Mitleid erwecken, wie ein Polizist, der im Regencape im hohen Gras Wache schieben muss.
Aber auch surreale Szenen hält Welters mit präzisem Blick und hohem ästhetischen Anspruch fest. Seien es zwei Mädchen, die am Wegesrand Seifenblasen in den Himmel pusten oder ein verdutztes Paar in Bademontur, das den Demonstranten-Block vom Strand beobachtet. Welters bewegt sich abseits der Klischees und haucht dem Thema eine angenehme Frische ein.
Zu sehen bis Ende Februar in der Waschbar, Geschwister-Scholl-Straße 82.
Quelle: http://archiv.tagesspiegel.de/