Dienstag, 23. Dezember 2008

MUSIK: „Komm wir malen eine Sonne“
Weihnachtssingen mit deutschem Schlager, Pop und Rock in der Waschbar

POTSDAM / BRANDENBURGER VORSTADT - Wer sich am Wochenende nicht für einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt erwärmen konnte, sondern singend, tanzend und lachend in den Trubel der nächsten Tage einsteigen wollte, war beim nunmehr vierten „traditionellen“ Weihnachtssingen in der Waschbar an der Geschwister-Scholl-Straße bestens aufgehoben. Allerdings wurden hier keine herkömmlichen Festgesänge angestimmt. Die Songauswahl des guten Dutzends Sangesfreudiger reichte über Peter Maffay und Ina Deter bis zu Dalida und Klaus & Klaus. Begleitet wurden die Interpreten von einer Liveband, die aus Mitgliedern der Musikschule von Christian Uibel und gestandenen Musikern wie Christoph Wein und Ruben Wittchow bestand. Auch wenn man zu den gut gespielten Melodien nicht immer den wohlklingendsten Gesang als Geschenk bekam, so bestachen doch alle Beteiligten mit ihrer Freude, ihrem Humor und ihrer Fähigkeit, diese auf das Publikum zu übertragen. Die sich am Original orientierenden Kostümierungen der Sänger trugen wohl auch ihren Teil dazu bei. Höhepunkt des Abends war Frank Schöbels von allen Sängern gemeinsam vorgetragener Evergreen „Komm wir malen eine Sonne“, bei dem das Publikum begeistert mit einstimmte. Die goldene Waschmaschine, die Waschbar-Wirt Klaus Kühn für den besten und originellsten Interpreten des Abends gestiftet hatte, blieb in der Waschbar, weil alle die Besten waren, egal ob sie als Gast oder Künstler gekommen waren. (Von Mitchell Berlin)

Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/

Freitag, 5. September 2008

KIEZKULTUR: Trocknen unterm Totempfahl
Waschbar feiert fünfjähriges Jubiläum mit Musik in einer Oldie-Tram

POTSDAM / POTSDAM-WEST - Olga, Rita, Elvis und Buddy stehen sauber aufgereiht an zwei Wänden. Schweigend – wie immer, wenn gerade niemand ihre Trommeln füllt. Seit fünf Jahren „dienen“ Trockner und Waschmaschinen mit Namen in Klaus Kühns Waschbar. „Und es sind tatsächlich immer noch dieselben Geräte“, freut sich der Inhaber.

Als Heilerzieher arbeitete er früher mit Behinderten. „Das ständige Sparen hat mir die pädagogische Arbeit verleidet“, erinnert sich Kühn. Dank seiner Reiseerfahrungen denkt er daran, einen Waschsalon zu eröffnen. „In Australien und anderswo habe ich aber immer nur warten können, bis die Maschine endlich fertig war“, denkt Kühn zurück. Also soll seine Einrichtung eine Waschbar werden. Ursprünglich für Babelsberg geplant, findet sich in einem alten DDR-Konsum in der Geschwister-Scholl-Straße das ideale Gebäude. Als ehemaliger Angestellter kann Kühn nicht viel Startkapital vorweisen. „Ich bin noch heute meinem Bearbeiter bei der Sparkasse dankbar, dass er den Kredit durchgesetzt hat“, sagt der Inhaber. Nach fünf Jahren ist die Bar mit ihren Lesungen und Konzerten fester Bestandteil im Kiez. Viele Touristen kommen; auch Filmcrews, die in Babelsberg drehen, sind darunter. „Am Ende der Ferien sind es Familien, die zu Hause nicht drei Tage für die Urlaubskleidung brauchen wollen“, sagt Kühn. Zwanzig Prozent des Umsatzes macht der Waschsalon aus. Mittlerweile ist er in die unmittelbare Nähe gezogen. „Es ist ein 24-Stunden-Job“, sagt er. „Ich bin froh, dass ich den Schritt noch mit 35 Jahren gewagt habe.“ Seine Leidenschaft fürs Reisen drückt sich auch in der Dekoration aus: Hula-Lampe und Totempfahl.

Heute wird das Jubiläum mit Musik auf der Fahrt in einer historischen Tram, die um 20.30 Uhr vor der Waschbar abfährt, groß gefeiert. (Von Sebastian Scholze)

Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/

Montag, 7. Januar 2008

Intelligente Seelenbilder
Fotos der G8-Demonstrationen von Gordon Welters in der Waschbar

Von Christoph Henkel

In neuem Glanz erstrahlt die Waschbar seit Anfang dieses Jahres. Doch nicht nur frische Farbe wurde aufgelegt und die Bar neu dekoriert, seit dem Wochenende veredeln Bilder des Fotografen Gordon Welters die Wände.

Im Sommer 2007 war Welters‘ Fotoapparat im Dauereinsatz. Er dokumentierte die Demonstrationen in Potsdam, Berlin und Hamburg, die im Vorfeld des G8-Gipfels stattfanden. Dann ging es nach Bad Doberan, dessen Stadtteil Heiligendamm durch die Ankunft von acht der mächtigsten Regierungschefs internationale Bekanntheit erlangte. „Zehn Tage, wenig Schlaf, unzählige Filme“, fasst Welters zusammen. Bilder gab es überall, aber Welters wollte mehr einfangen, als nur die abgestandenen Motive, die auch Hunderte anderer Fotografen festhielten. Welters ist nicht krampfhaft auf der Suche nach Motiven. „Bilder gibt es genug, die Kunst besteht darin, den richtigen Moment, die perfekte Einstellung abzupassen. Ein Film ist etwas völlig anderes, da gibt es Schwenks, Zoom und ähnliches. Bei einem Foto aber muss alles stimmen. Jedes Detail im Foto muss seine Bedeutung haben.“

Mit diesem perfektionistischen Ansatz zog er durch die Demonstranten, die Polizeitrupps und entlang des Zauns, der den rund 80 000 Demonstranten den Zugang nach Heiligendamm versperrte. Er ist nicht einer der Fotografen, die schon mit vorgefertigten Bildern im Kopf anreisen und dann den Auslöser im Dauerfeuer betätigen, in der Hoffnung, verwertbare Fotos dabei zu haben. Vielmehr ist er ein ästhetischer Perfektionist, der lieber ein Foto weniger, dafür mit mehr Aussagekraft, schießt.

Dabei ist natürlich gerade bei Demonstrationen die Situation des Fotografen zwischen den Fronten eine schwierige. Wertfrei kann Fotojournalismus sowieso nicht sein. Schon das Rahmen der großen Szenerie ist schließlich eine bewusst-subjektive Entscheidung. Dennoch versucht Welters seine persönliche Wertung zumindest zu minimieren. Prinzipiell lehnt er unsinnige Gewalt, sei es von Demonstranten oder Polizisten, ab, doch Sympathien für die Demonstranten und ihr Anliegen kann man den Bildern nicht absprechen. Schon die Gegensätzlichkeiten in der Bildsprache sprechen für sich: Während sich auf der Wiese ein Pärchen küsst, kommt im Hintergrund ein wuchtiger Wasserwerfer zum Einsatz. Doch auch bei diesem, auf den ersten Blick etwas plakativen Foto, wird der Betrachter durch die intelligente Bildsprache gefesselt. Denn Welters will durch seine Fotografie keine Feindbilder erstellen. Vielmehr spricht er von „intelligenten Seelenbildern“, in denen mehr dargestellt werden soll, als nur eine Situation. Die Menschen stehen im Mittelpunkt und dabei kann ein verletzter Demonstrant genauso Mitleid erwecken, wie ein Polizist, der im Regencape im hohen Gras Wache schieben muss.

Aber auch surreale Szenen hält Welters mit präzisem Blick und hohem ästhetischen Anspruch fest. Seien es zwei Mädchen, die am Wegesrand Seifenblasen in den Himmel pusten oder ein verdutztes Paar in Bademontur, das den Demonstranten-Block vom Strand beobachtet. Welters bewegt sich abseits der Klischees und haucht dem Thema eine angenehme Frische ein.

Zu sehen bis Ende Februar in der Waschbar, Geschwister-Scholl-Straße 82.

Quelle: http://archiv.tagesspiegel.de/